ICH ZIEHE UM! Von Blogspot zu Blogsport

Ich schließe beide Blogs (fliederlisveganlifestyle.blogspot.com und feministlifestyle.blogspot.com) zusammen und das auch gleich auf einer ganz neuen Seite. Sämtliche bisherigen Inhalte übernehme ich auf den neuen Blog, neue Inhalte werden aber nur noch auf veganfeminist veröffentlicht. Schaut doch mal vorbei!

http://veganfeminist.blogsport.de/

männer lieben fleisch - frauen dagegen salat!?

Anm.: Bitte beachtet, dass ich nicht mit allen Inhalten dieses Artikels übereinstimme. Ich möchte lediglich auf die Wahnehmung sexistischer Vorurteile in den Medien verweisen

Männer lieben Fleisch - Frauen dagegen Salat!?: Vorurteile überwinden und Ernährungskommunikation verbessern (Originalseite hier klicken)
[13.09.2009]
Nicht nur durch Kleidung oder Haarmode lassen sich sozial und kulturell geprägte, stereotype Geschlechterrollen zum Ausdruck bringen. Auch die Form, wie und was wir essen, konstruiert in unserer Gesellschaft immer noch Geschlecht. Zu diesem Fazit kamen die Sozialwissenschaftlerin Dr. Jana Rückert-John von der Universität Stuttgart-Hohenheim und der Erziehungswissenschaftler und Theologe Dr. Hans Prömper, Leiter des Frankfurter KEB-Bildungswerks.

Im Rahmen des 12. aid-Forums referierten beide Wissenschaftler zum Thema "Männer wollen mehr, Frauen wollens besser - Ernährungskommunikation unter Gender-Aspekten". Gesellschaftlich geformte und klischeehafte Zuweisungen wie "Typisch Mann - typisch Frau" seien, so Dr. Jana Rückert-John, nicht nur beim Einparken, sondern auch am Herd oder Grill sowie beim Essen gang und gäbe. "Gerade Fleisch gilt als Symbol von Macht, Kraft und Stärke, wie kulturwissenschaftliche Studien gezeigt haben. Entsprechend der Geschlechterrollenerwartung zählen Fleisch und Alkohol in unserem Kulturkreis zur starken und männlichen Nahrung, während Obst und Gemüse der vermeintlich schwachen und daher weiblichen Nahrung zugeordnet werden. Darüber hinaus betonen Männern zugeordnete Haushaltstätigkeiten die Geschlechterrollenerwartung noch zusätzlich, da sich zum Beispiel ‚männliches Kochen’ eher auf öffentliche Situationen wie Grillen, exotische und Feiertagsgerichte konzentriert", so Rückert-John. Nicht zuletzt mache auch die Werbung von diesen Stereotypen hinreichend Gebrauch, wenn sie Männer im alltäglichen familiären Kochgeschehen als hilflos und unerfahren darstelle, am Grillrost hingegen als "Meister ihres Faches". Die Gesellschaft als "Reservoir kultureller Symbole" mache selbst vor kulinarischen Taxonomien nicht Halt. Neben "Jägerschnitzel", "Strammer Max", "Forelle Müllerin" oder "Birne Helene" fällt auf Speisekarten immer häufiger das "Cowboy-" (250 Gramm) oder "Lady-Steak" (110 Gramm) ins Auge. Diese Klassifizierung, die ein großes oder ein kleines Stück Fleisch nicht den Bedürfnissen des Konsumenten, sondern a priori dem Geschlecht des Tischgastes zuordnet, inszeniere Geschlechterrollen und manifestiere Vorurteile in unserer Gesellschaft. Dass die westliche Kultur reich an "Praktiken des Essens und Trinkens" ist, die Geschlecht erzeugen und konstruieren, kann auch der Erziehungwissenschaftler und Theologe Dr. Hans Prömper bestätigen. "Mann is(s)t in der Tat anders, Frau auch. Die alltägliche Zuschreibung von Männlichkeit und Weiblichkeit geschieht überall, also zum Beispiel auch in der Kommunikation zu Ernährung und Gesundheitsbewusstsein", so Prömper, der ebenso wie Rückert-John der Meinung ist, dass es im 21. Jahrhundert an der Zeit sei, die Gender-Vorurteile durch gezielte Strategien in der Ernährungsberatung zu überwinden. Gängige Gemeinplätze wie "Männer lieben Fleisch - Frauen dagegen Salat" seien jedoch nicht so einfach auszuräumen, da es sich um ein traditionelles Rollenmuster und komplexes Feld handelt, in das viele Einflussgrößen mit reinspielen. "Die neuere Geschlechterforschung versteht Geschlecht nicht mehr als eindimensionale, oft normierte Achse ‚männlich’ versus ‚weiblich’ mit essentiellen Aussagen über ‚die Männer’ und ‚die Frauen’. Das Geschlecht ist verknüpft zum Beispiel mit Herkunft, sozialem Milieu oder Generation. Daraus folgt eine Differenzierung der Männer und der Frauen in vielfältige Typen von Frauen und Männern im Sinne von ‚Weiblichkeiten’ und ‚Männlichkeiten’", so Prömper. Geschlechtergerechtigkeit als Ziel in der Ernährungskommunikation erfordere vor diesem Hintergrund aktive Strategien des Einbezugs multipler Differenzierungen und Benachteiligungen. Milieudifferenzierte und gezielte Konsumentenansprache sei dabei genauso wie das Minimieren von Stereotypen ein wichtiger Schlüssel. (Quell: aid, Ira Schneider)

WARE FRAU illegaler eizellenhandel

Sehr traurige Dokumentation über eine weitere Form der Ausbeutung von Frauen für Reproduktionszwecke. Die dabei verabreichten Hormontherapien können schmerzende Brustknoten und Eierstockentzündungen auslösen, Unfruchtbarkeit und Krebs verursachen und sogar tödlich wirken. Die meist sehr armen Spenderinnen werden unzureichend aufgeklärt und können aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten leicht zum Spenden überredet werden. Selbst nachdem gesundheitliche Schädigungen aufgetreten sind, werden die Spenderinnen weiterhin bedrängt.

Um den Film anzuschauen, bitte hier klicken: "Ware Mensch Illegaler Einzellenhandel"
(Anm.: Habe meinen Titel absichtlich abgeändert.)

"Weibliche Eizellen sind weltweit Mangelware. Die Lieferantinnen dieses ‘Humanrohstoffs’ sind oft blutjung, ungebildet und arm. Das nutzen skrupellose Eizellenhändler vor allem in Osteuropa aus. Für nur wenig Geld dienen ihnen junge Rumäninnen als sogenannte ‘Eizellenspenderinnen’ – als lebende Eizellenreservoire für die betuchte Klientel aus Westeuropa, USA und zunehmend asiatischen Ländern. Diese Kundschaft wünscht sich für ihr Kind schwarze Haare und braune Augen, die genetischen Merkmale also, die junge Roma-Frauen und -Mädchen mitbringen.

Die Frauen bekommen hoch dosierte Hormonspritzen, um die Eizellenproduktion künstlich anzuregen, zum Teil mehrmals im Jahr. In Bukarest hat sich eine ganze Klinik-Industrie entwickelt. Das Einsetzen fremder Eizellen ist dort legal – verboten sind nur die Eizellen-Spenden gegen Geld. Die Korrespondentin Susanne Glass gelang es, in dieses illegale Netzwerk einzudringen. Sie drehte mit versteckter Kamera zum Teil Minderjährige, die von dubiosen Krankenschwestern angesprochen wurden. Und sie traf eine Frau, deren Gesundheit durch die illegalen Eizellenspenden zerstört wurde."

FLEISCHwerbung und co; sexistische werbekampagnen der CMA

Macht euch einfach selbst ein Bild.
Ich erinnere nur an Susanna Harringer in "Und wieso, bitte, ist Fleisch essen männlich?": "Ihre Herr­schaft über die Welt und die Le­be­we­sen zei­gen viele Män­ner auch in ihren kon­kre­ten Taten im All­tag: in der Ge­walt in der Fa­mi­lie, beim Fleisch­es­sen und in der Jagd. Das Essen von Fleisch, gern auch in gro­ßen Men­gen, wird ge­sell­schaft­lich als Zei­chen von Männ­lich­keit und Kraft be­trach­tet, jede Flei­sch­re­kla­me spielt auf die männ­lich­keits­för­dern­de, po­tenz­stei­gern­de Wir­kung des Fleisch­ver­zehrs an…"

Sexistische Werbung der CMA (hier klicken)

Weiterer Artikel bei frauenseiten.bremen (hier klicken)

TIERRECHTE und ihre verbindung zum FEMINISMUS

Kurzes Statement: Ich kann nicht glauben, dass sich sowas auf einer PeTA-Seite finden lässt! Gerade der Organisation, die wie kaum eine andere weibliche, (halb)nackte Körper dazu ausschlachtet, Aufmerksamkeit zu erregen! Trotzdem stimme ich mit diesem einen Artikel weitgehend überein (bis auf die Tatsache, dass ich Kategorien wie Spezies, Geschlecht, Rasse generell in Frage stelle). Es steht wohl außer Frage, dass dieser Artikel die Meinung eines einzelnen PeTA-Mitglieds vertritt und keinen Standpunkt dieser Organisation an sich darstellt (darstellen kann).

Tierrechte und ihre Verbindung zum Feminismus

Stand: Januar 2008

Ein wesentlicher Punkt in der feministischen Ideologie ist die grundlegende Philosophie der Freiheit von Unterdrückung für alle Lebewesen. Viele Feministinnen sind jedoch noch "menschliche Chauvinisten", was ihre Ansichten hinsichtlich Natur, menschlicher Spezies und anderen Lebensformen angeht. Viele machen sich noch immer schuldig an derselben Art von Überheblichkeit, der sie seitens ihrer männlichen Vertreter in der Gesellschaft unterliegen, indem sie entweder Tiere von ihren ethischen Betrachtungsweisen gänzlich ausschließen oder sie zumindest nicht in gleichem Maße berücksichtigen. Wie jedem, der feministische Literatur einmal gelesen hat, wohl bekannt ist, geht es dem wahren Feminismus um mehr als nur um die Beziehung zwischen den menschlichen Geschlechtern. Eine wahre Feministin wird sich immer für die Rechte derer einsetzen, die nicht für sich selbst sprechen können - derjenigen, die uns vertrauen und sich auf uns verlassen, wie es z.B. Kinder tun.


Tiere in die feministische Ethik einzubeziehen, schwächt oder spaltet feministische Aspekte nicht; stattdessen verstärkt, vertieft und verdeutlicht es unser Verständnis von bzw. unsere Ablehnung der absoluten Aggression, die "genährt" wird von einer männlichen "Dominanz"- Gesellschaft. Denken Sie mal genau nach...... Wer sind denn die Fallensteller, Kürschner, Jäger, Fischer, Tierbesitzer und Vivisektoren? Sicherlich würde der Feminismus weiter gehen, als den Frauen lediglich Zugang zu diesen ausbeuterischen Männerdomänen zu gewähren. Er würde uns gewiss ganz von ihnen befreien.


Der sehr sensible Henry Beston schreibt über andere Tiere: "Wir behandeln die Tiere gönnerhaft wegen ihrer Unvollkommenheit, ihres tragischen Schicksals, in einer Wesensform erschaffen worden zu sein, die der unseren so weit unterliegt. Und genau darin irren wir. In einer Welt, die älter und vollkommener ist als die unsere, wandeln sie vollendeter und vollkommener, ausgestattet mit Eigenschaften, die wir verloren oder nie besessen haben, und hören auf Stimmen, die wir vielleicht nie vernehmen werden......sie sind uns nicht unterlegen; sie sind die anderen Nationen, die zusammen mit uns im Netz des Lebens und der Zeit gefangen sind."


Man sollte erwarten, dass mehr Feministinnen diese Anschauung von ganzem Herzen annehmen und die von einer Männergesellschaft dominierte, menschliche Weltansicht, die geprägt ist von Überheblichkeit, weit von sich weisen. Uns wurde eine 100 Jahre alte Rechnung von unterdrückten Tieren vorgelegt. Und immer noch akzeptieren viele radikale und politisch aktive Feministinnen sie, ohne sie in Frage zu stellen. Der 'menschliche Chauvinismus' oder "Speziesismus" und die Unterdrückung jeglicher nicht-menschlichen Lebensform müssen aufhören, wollen wir langfristig überleben. Sie können umso schneller abgeschafft werden, je rascher wir erkennen, dass für die Herstellung von Waren und Gebrauchsgegenständen für den alltäglichen Bedarf des Menschen aus den ökonomischsten und ganz wesentlichen Quellen geschöpft werden sollte, nicht jedoch von den Rücken und Körpern der Tiere. Mit dem Vorschlag, alles zu tun, um "tierfrei" zu leben, möchte ich einige der engstirnigen Prinzipienreiter unter den Second-Wave-Feministinnen aufrütteln und zum Nachdenken darüber bringen, ob sich ihre Ideologie in jeder Hinsicht gegen Vorherrschaft und Hierarchie wendet und sich tatsächlich mit Unterdrückungs- und Gewaltlosigkeit im Einklang befindet.


Die Frauen verlangen, die Männer sollen ihre Machtposition aufgeben, verstehen jedoch nicht, warum diese so lange dafür brauchen! Doch wie lange werden die Frauen dafür brauchen, ihre Machtstellung gegenüber Dritten aufzugeben? Wie lange noch werden einige Feministinnen die fettigen Knochen kleiner ermordeter Vögel abknabbern? Sich in den Häuten geschlachteter Kühe und wildlebender Tiere kleiden? Wie lange noch werden sie einen männerorientierten Status tolerieren, der kommerzielle Barbarei sanktioniert? Wie lange noch werden sie sich dabei wohl fühlen, humane Alternativen zu ignorieren? Viele Feministinnen sitzen bei einem Abendessen mit Steak genauso wie die Machos, die ihnen auf der Straße Beleidigungen nachjohlen - und sie alle pflegen dieselben Unterdrücker-Gedanken hinsichtlich Tieren. Wie viele Feministinnen sind sich bewusst (oder wollen sich bewusst sein), wie viel Gewalt, Unterdrückung und Leid sie am Fleischstand, der Kühltheke mit den Milchprodukten, im Leder- oder Pelzgeschäft und in der Kosmetikabteilung unterstützen? Wissen Sie Bescheid über die in Lattenkisten gepackten Kälbchen, in Käfigen gehaltenen und schnabel- gestutzten Hühnchen, die "besonders gebärfreudigen" Kühe der Milchindustrie, in Fallen gefangenen oder auf Farmen aufgezogenen Pelztiere und geblendeten Kaninchen? Fragen Sie sich jemals, ob all das "notwendig" ist?


Feministinnen sollten begreifen, dass ihre Haltung gegenüber Mitgliedern anderer Spezies eine Art Vorurteil ist, das nicht weniger zu verurteilen ist als ein Vorurteil gegenüber einer Person anderer Rasse oder anderen Geschlechts.
Viele frühe und heutige Feministinnen verurteilen die Tierversklavung. Feministinnen wie Lucy Stone, Amelia Bloomer, Susan B. Anthony and Elizabeth Cady Stanton bis hin zu Morgan (Der Mythos vom schwachen Geschlecht), Elizabeth Gould Davis (Am Anfang war die Frau), Laurel Holliday (The Violent Sex), Alice Schwarzer, Die Feministische Partei 'Die Frauen', FAR Feminists for Animal Rights.
Lasst alle wahren Feministinnen - ob Frauen oder Männer - sich zusammentun in ihrem expansiven Feminismus, und wir werden einen wesentlichen Schritt, weg von Ausbeutung und Unterdrückung und hin zu mehr Frieden und Gerechtigkeit machen.

im dienste der REPRODUKTION (zeichnung)

der MANN ISST fleisch, die FRAU IST fleisch"

3.2 Tier-Konstrukt, Frauen-Bild und Sexismus
(Auszug aus der Readerin
von Birgit Mütherich: Die soziale Konstruktion des Anderen – zur soziologischen Frage nach dem Tier, für die Komplettansicht hier klicken)

Die Reduktion auf Naturhaftigkeit, Körper und Instinkt sowie die Unterstellung eines Mangels an Vernunft und Individualität, die im Falle der Tiere deren Versachlichung ermöglicht und die totale Herrschaft über ihre Körper und Psychen sichert, gehörte über zweitausend Jahre lang auch zum Ausgrenzungs- und Unterdrückungsmuster gegenüber Frauen. Analog zur essentialistischen Unterscheidung zwischen „Mensch“ und „Tier“ wird auch die Differenz zwischen „Mann“ und „Frau“ nicht als eine deskriptive gefasst, sondern erhält ihre asymmetrische Gestalt durch die (Über-)Betonung biologischer Unterschiede und die Wertung, Verallgemeinerung und Festschreibung solcher Merkmale des (weiblichen) Anderen, die Naturnähe und ein niede(re)res Entwicklungsniveau suggerieren (43). So brachte Ludwig Feuerbach den „Wesensunterschied“ zwischen Frauen und Männern im 19. Jahrhundert auf die prägnante Formel: „Sein ist das Weib, Denken der Mann“ (44).

Auch den Frauen wurde (und wird zum Teil noch immer) eine abhängige, rangniedere und weitgehend rechtlose soziale Stellung in der patriarchalen Gesellschaftsordnung zugewiesen. Auch hier wird das „Wesen“, werden die vermeintliche „Natur“ und „Bestimmung“ der Frau durch die festgelegt, die davon profitieren und ihre eigene überlegene Position im Institutionengefüge abzusichern bestrebt sind. Ebenso wie die Definitionsmacht des Menschen das nichtmenschliche Lebewesen und die Definitionsmacht des Weißen den farbigen Menschen als „das Andere“ konstituiert, wird „die Frau ... in der Geschichte des europäischen Denkens als das andere des Mannes gedacht, in dem er lediglich sein alter Ego sieht, das Gegenbild seines eigenen Wesens.“ (45)

Daher umfasst der Vorstellungskomplex des Weiblichen alles, was „man(n)“ mit dem eigenen Selbstbild für unvereinbar hält, d. h. Defizite wie geistige und physische Schwäche, Passivität, Hilflosigkeit, Weichheit, Oberflächlichkeit und Naturnähe. Betrachtungsweisen, die die Geschlechterdifferenz auf der Folie des Dualismus von (aktivem) Geist und (passiver) Natur entfalteten, machten auch vor reformorientierten Denkern nicht halt, wie das Beispiel Wilhelm von Humboldts illustriert. „Alles Männliche“, resümiert er, „zeigt mehr Selbsttätigkeit, alles Weibliche mehr leidende Empfänglichkeit,“ und da der Geist den Frauen nicht gänzlich abgesprochen werden kann, findet sich auch im Spektrum geistiger Aktivitäten ein „Stück Natur“: „In der Gestalt des Mannes offenbart sich durchaus eine strengere, in der Gestalt des Weibes eine liberalere Herrschaft des Geistes; dort spricht der Wille lauter, hier die Natur.“ (46)

„Natur“ aber verweist in der europäischen Zivilisationsgeschichte grundsätzlich auf Ambivalenz und - noch beunruhigender - auf ein permanentes Risiko und die Furcht vor dem (Wieder-)Erstarken des Beherrschten und Unterdrückten - seien es eigene Affekte, „wilde Tiere“, Naturvölker oder unterdrückte Bevölkerungsgruppen. Nach dieser Vorstellung birgt folglich auch das weibliche Andere „gefährliche“ Eigenschaften, die eine unbedingte soziale Kontrolle rechtfertigen: Vor dem Hintergrund der tiefenkulturellen Prägung - hier antike Logozentrizität und Hierarchieorientierung, dort Körperfeindlichkeit und Geistbezogenheit des christlichen Denkens – liegt es nahe, moralisch aufladbare und politisierbare Differenzmerkmale zum Männlichen (Gott-Nahen) in weiteren Bedeutungsfeldern des „Naturhaften“ zu suchen. So werden dem „Weib“ - wie den Mitgliedern von Naturvölkern - regelmäßig die Charakteristika der Leichtfertigkeit und Zügellosigkeit bis hin zur ungehemmten Sexualität und einer insgesamt defizitären Moralität und Sündhaftigkeit unterstellt. Von der Frühneuzeit bis ins 18. Jahrhundert wird die Frau neben dem „als widerwärtig verfemte(n) Tier, das an Promiskuität gemahnt“ und daher nach Horkheimer und Adorno die „Zerstörungslust der Zivilisierten auf sich zieht“ (47), zur idealen Projektionsfolie des Obszönen, Magischen und Bösen. Welche Wirkungsmacht diese Negativsymbolik des Weiblichen besaß, wird unter anderem darin deutlich, dass allein in der Zeit der Hexenverfolgungen die unter der Folter der Inquisition „gestandene“ „Buhlschaft“ mit dem Teufel Zehntausende von Frauen das Leben kostete.

Die Elemente des bürgerlichen Frauenbildes: Schwäche, Passivität, Disposition zur Irrationalität und die tiefenkulturell wirksamen, älteren Elemente des Bedrohlichen und Subversiven fasst noch 1907 der Arzt und Psychiater Paul Julius Möbius zusammen: „Der Instinkt nun macht das Weib tierähnlich, unselbständig, sicher und heiter (...) Mit dieser Tierähnlichkeit hängen sehr viele weibliche Eigenschaften zusammen. Zunächst der Mangel eignen Urteils (...) Wie die Tiere seit undenklichen Zeiten immer dasselbe tun, so würde auch das menschliche Geschlecht, wenn es nur Weiber gäbe, in seinem Urzustand geblieben sein. Aller Fortschritt geht vom Manne aus.“ - Und: „Wäre das Weib nicht körperlich und geistig schwach, wäre es nicht in der Regel durch die Umstände unschädlich gemacht, so wäre es höchst gefährlich.“ (48)

Eine solche Beurteilung spiegelt nicht nur spezies- und geschlechterbezogene Vorurteile vor dem Hintergrund der industriegesellschaftlichen Fortschrittseuphorie des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts wider, sondern greift auch das bereits angesprochene Ausgrenzungsargument der Entwicklungsunfähigkeit, Rückständigkeit oder Geschichtslosigkeit als Ausdruck biologischer Determiniertheit und Naturverhaftetheit auf (49). Die ideologische Utilität dieses Vorwurfs wird klar, wenn man sieht, dass er sowohl „das Tier“ und „die Frau“ als auch - wie oben skizziert - „die Wilden“ und „die Schwarzen“ sowie die Juden traf/trifft. So betont Hoffmann in seiner Antisemitismus-Untersuchung unter dem Aspekt des dualistischen Wertungsmusters „Rückständigkeit/Geschichtslosigkeit vs. Fortschritt/Geschichte“, dass „in der Aufklärungszeit ... ‚Fortschritt’ und ‚Geschichte’ zu (letzten) Instanzen (wurden), in deren Namen Werturteile gefällt wurden. Gegenüber der neuen Erfahrung von menschlich-selbstbestimmter Geschichte, von Veränderung und Bewegung konnte gerade das (orthodoxe) Judentum, welches den Geschichtsablauf seit der Antike scheinbar unverändert ‚überlebt’ hatte, als Inbegriff für das Beharren auf dem Vergangenen, für Unbeweglichkeit, Starrsinn und Geschichtslosigkeit gelten.“ (50)

Der Vorwurf der Rückständigkeit oder Geschichtslosigkeit, der zum Standardrepertoire ausgrenzungsbezogener Argumentationsfiguren gehört und alle genannten Gruppen diskriminiert(e) und gefährdet(e), entstammt einem Denken, das Geschichte besonders an Hand der organisatorischen und technisch-materiellen Verkehrsformen von Gesellschaften rekonstruiert und den Geschichtsbegriffs an das produktiv-tätige und auf Umweltaneignung ausgerichtete menschliche (männliche) Subjekt bindet.

Einhergehend mit dem alten aber auch heute noch verbreiteten Modell einer nach Rangstufen geordneten und nunmehr abgeschlossenen „natürlichen“ Evolution, erhält dieses Denkmuster eine biologische Vorverurteilung, die neben den Tieren insbesondere Frauen trifft. Ihre Position wird - gestützt durch Aussagen über das so genannte weibliche „Wesen“ - an die biologischen und sozialen Formen gesellschaftlicher Reproduktion gekoppelt, worauf sich wiederum ihre vermeintliche Geschichtslosigkeit, Entwicklungsunfähigkeit sowie ihr „naturgemäß“ inferiorer Status gründen: Im Gegensatz zu der als männlich-aktiv interpretierten und die Geschichte vorantreibenden Arbeit in der Sphäre der Produktion wird der traditionelle Anteil der Frau an der gesellschaftlichen Arbeit als passive, unveränderliche und quasi natürlich-überzeitliche „Verrichtung“ betrachtet, die es zu erhalten gilt:

„Das Weib“, stellte der Mediziner Max Runge Ende des 19. Jahrhunderts fest, „ist gebunden an ewige Gesetze. Das beste Weibsmaterial hat keinen Drang zur Halbmannhaftigkeit, sondern will Gattin und Mutter sein...“, und für den Physiker Max Planck gab es keinen Zweifel daran, „dass die Natur selbst der Frau ihren Beruf als Mutter und Hausfrau vorgeschrieben hat, und dass Naturgesetze unter keinen Umständen ohne schwere Schädigungen, welche sie ... besonders an dem nachwachsenden Geschlecht zeigen würden, ignoriert werden können.“ (51)

Eine ideale Vorlage für das Konzept der „ewigen Gesetze“, die sich dem historischen Wandel entziehen, bildete auch hier „das Tier“, das in der gewöhnlichen Vorstellung zum Teil bis heute und entgegen allen empirischen Befunden zur Variabilität und Entwicklungsoffenheit tierlicher Spezies und Sozietäten sowie den Lernpotentialen und Handlungsspielräumen von Tierindividuen dem Bild einer instinktgeleiteten, entwicklungsunfähigen „Biomaschine“ entspricht. Neben Descartes’ „Automatenthese“ und dem metaphysisch-anthropologischen Gedankengut der Idealisten trug auch Marx zu diesem Zerrbild bei, indem er zur Betonung des Anspruchs einer freien und bewussten Praxis des „Gattungswesens Mensch“ das Gegenbild eines ebenfalls an natürliche Bedingungen gebundenen, dem Prozess der Naturgeschichte jedoch bewusstlos ausgelieferten Lebewesens entwarf, welches seine Umwelt nicht wie der Mensch durch Aneignung entscheidend verändern könne. Zwar stellte er im Rahmen seiner Mensch-Tier-Differenzbestimmungen fest, dass „das Tier“ durchaus - z. B. Nester und Wohnungen - produziere, jedoch nur das, „was es unmittelbar für sich oder sein Junges bedarf“, so dass es sich hier im Gegensatz zur menschlichen Arbeit nur um eine minderwertige Produktionsform „unter der Herrschaft des unmittelbaren physischen Bedürfnisses“ handele (52). Indem Marx die Fähigkeiten und den Rang nichtmenschlicher Spezies an Hand des Niveaus ihrer ökonomischen Organisation beurteilte, wurden diese auf Grund der Andersartigkeit oder „Primitivität“ der Organisation ihrer Existenzweisen im Vergleich zur menschlichen zwangsläufig massiv abgewertet.

Die der alten Vorstellung entsprechende Gottes- und Geistnähe des Mannes verwandelt sich im Zuge der Säkularisierung in die Idee einer prinzipiell unbegrenzten Freiheit des (männlichen) Menschen im Rahmen von Technikentwicklung und Naturbeherrschung. Aus der Perspektive der sich selbst zum Maßstab setzenden und auf Fortschritt orientierten Männergesellschaft bleiben „das Tier“ und die Frau – bei allen Unterschieden - „naturgebunden“. Wie Horkheimer und Adorno in ihrer Analyse der europäischen Zivilisationsgeschichte ironisch feststellen, wird folglich gerade die Frau durch ihre eigene untergeordnete Rolle als unproduktives Gesellschaftsmitglied zur Hüterin der Tiere: Da „die Sorge ums vernunftlose Tier... dem Vernünftigen müßig (ist)“, habe „die westliche Zivilisation ... sie den Frauen überlassen. Diese haben keinen selbständigen Anteil an der Tüchtigkeit, aus welcher diese Zivilisation hervorging... Die Frau ist nicht Subjekt. Sie produziert nicht, sondern pflegt die Produzierenden...“ (53). Der Frau als Inbegriff der „von Natur aus“ reproduktiven, bewahrenden und passiven sozialen Funktionen, wird die niedere Aufgabe des Schutzes von Tieren zugeteilt, während - so die Autoren kritisch - „die Idee des Menschen in der Männergesellschaft“ stets darauf abgestimmt war, „grenzenlos Natur zu beherrschen, den Kosmos in ein unendliches Jagdgebiet zu verwandeln.“ (54)

Im „unendlichen Jagdgebiet“ des Mannes treten Frauen und Tiere auch ganz konkret als Beute und Opfer auf. Obgleich an dieser Stelle nur sehr kurz auf dieses vielschichtige Thema eingegangen werden kann, ist es wichtig zu erwähnen, dass sich die Verbindung zwischen Frauen und (gejagten) Tieren oder zerlegten Tierkörpern vom Bedeutungsfeld der Jagd (und anderer Blutrituale wie dem Stierkampf) über das Fleischessen und die Pornografie bis hinein in Gewaltdarstellungen und Gewalthandlungen erstreckt (55). So kommt der Sozialanthropologe Fiddes zu dem Schluss, dass es „ausgeprägte Parallelen (gibt) zwischen dem Fleischsystem und der Terminologie, die Männer benutzen, wenn sie in pornographischen Zusammenhängen oder am Stammtisch über Frauen reden. Es scheint, als sei das eine Ausbeutungssystem dem anderen nachgebildet...“ (56). Dabei stelle „die Beschreibung von Frauen in Begriffen aus der Jagd- und Viehzuchtsprache“ nur einen wichtigen Aspekt des metaphorischen Gebrauchs des Wortes Fleisch dar: „sie kann geritten, gezähmt oder mit einem Stallknecht verheiratet werden... Der Mann geht zum ‚Viehmarkt’, um dort einen ‚Fang’ zu machen, oder ‚auf die Jagd’. Für manche Männer sind Frauen ‚Freiwild’.“ (57)

In der an tier- und frauenfeindlichen Assoziationen reichen Jägersprache finden sich darüber hinaus Begriffe wie das „Luder“, mit dem ein „weibliches ‚Stück’“, d. h. ein getötetes weibliches Tier bezeichnet wird, oder die „Schnalle“, die sich auf das Geschlechtsteil des (zur „Ausmerze“ anstehenden) weiblichen „Raubwildes“ bezieht. Dass derartige Spezialbezeichnungen für weibliche Tiere und ihre Körperteile auch in die sexistische Alltagssprache einfließen, zeigt sich darin, dass beide Bezeichnungen in gleichzeitig animierender und herabsetzender Weise zur Charakterisierung von Frauen eingesetzt werden. Auch die im Zusammenhang mit Frauen überhäufige Verwendung von tierbezogenen Diminutiven, von Kosenamen wie „Häschen“, „Kätzchen“ erfüllt - ähnlich wie pejorative und sexualisierende Bezeichnungen („Mieze“) - die Funktion einer metaphorischen Instrumentalisierung und der Demonstration von Überlegenheit.

Ein anderer Aspekt der doppelt degradierenden Frau-Tier-Assoziation ist die Bezeichnung von Frauen als essbare Objekte, mit dem laut Mills ein Bild von der Frau heraufbeschworen wird, „in dem sie als totes Fleisch erscheint, das blutig zerlegt, zerschnitten, von einem Schlachter oder Koch kleingehackt und eventuell einem Mann zum Verzehr vorgesetzt wird. Ein bit of meat, ein ‘Stück Fleisch’, bedeutete früher Geschlechtsverkehr (vom männlichen Standpunkt aus) und später eine Prostituierte. Als frisches Fleisch wurde eine Prostituierte bezeichnet, die neu im Geschäft war... Rohes Fleisch war ein Ausdruck für jede Frau... Fleischmarkt oder Fleischbeschau war ein Wort für ein Rendezvous mit einer Prostituierten...“ (58).

Während Männer verbal im aktiv-aneignenden Sinne, nämlich als Jäger, Töter und Verzehrer mit Fleisch in Verbindung gebracht werden, werden Frauen – passivleidend - mit Fleisch als einem zum konsumierbaren Objekt gewordenen getöteten Tier identifiziert. In derselben Weise entspricht auch die Redewendung „Der Mann isst Fleisch, die Frau ist Fleisch“ dem Gegensatz aktiv-passiv und den dualistischen Zuordnungen Geist - Mann - Subjekt vs. Materie - Frau - Objekt. Nach Fiddes’ Überlegungen ist das „Bild, das sich Männer von Frauen als Fleisch machen,... ein Spezialfall des weitreichenden Zerrbildes von der Frau als Tier... Fleisch ist ein hervorragendes Symbol für die Kontrolle des Mannes über die natürliche Welt. Die Tatsache, dass die Frau als Fleisch bezeichnet wird, kann als eine Aussage über ihre angeblich wildere gesellschaftliche Rolle und ihre Verfügbarkeit als eine natürliche Ressource der Männer verstanden werden.“ (59)

Der Umstand, dass zwischen Tier-Konstrukt und Frauenbild nicht nur einzelne Schnittstellen und strukturelle Analogien, sondern inhaltliche Übergänge und Wechselwirkungen bestehen, führte Forscherinnen aus dem angloamerikanischen Raum bereits vor vielen Jahren dazu, traditionelle Gender Studies und ökofeministische Ansätze um die Frage nach dem „Tier“ als kulturelles Symbol zu erweitern und das System der Tierausbeutung auf seine gesellschaftspolitischen Implikationen zu untersuchen.

geschlechtsANPASSUNG: verstoß gegen die menschenWÜRDE, selbstbestimmung, (...)

Zwitter-Prozess: Ärzte unter Druck

Originalseite hier klicken.
Der Prozess am 12.12.2007 am Landgericht inKöln, wo die zwischengeschlechtliche Christiane Völling ihrenehemaligen Operateur anklagte, stiess auf ein grosses Medienecho undstellt für zwischengeschlechtliche Menschen einen Meilenstein imKampf für ihr Rechtauf körperliche Unversehrtheit und Würde dar.

Am 6.2.2008 wird nun das Urteil erwartet. Der Verein IntersexuelleMenschen e.V. ruft wiederum auf zur Demo vor dem Landgericht Kölnum 8:30 Uhr. >>> Mehr >>> Flugblatt zur Demo

Nicht zuletzt aufgrund des verstärkten öffentlichen Drucks beginnen die Mediziner nun langsam zurückzukrebsen. Leider reichts aktuell aber noch nicht zu einer grundlegenden Änderung der menschenrechtswidrigen Praxis der genitalen Zwangsoperationen.
Pünktlich zur Fortführung des Prozesses gegen den Chirurgen, der Christiane Völling verstümmelte, erscheint im schweizer Tages-Anzeiger vom 5. Februar 2008 ein Interview mit Karin Plattner, der Mutter eines zwischengeschlechtlichen Kindes und Präsidentin der schweizerischen Eltern-Selbsthilfegruppe. Darin schildert sie, wie es Eltern und Kind nach der Geburt erging.


WENN MEDIZINER ZU SEHR DRÄNGELN

Nach drei Wochen sagten uns die Ärzte, von den Chromosomen her sei es ein Knabe, aus dem eher weiblichen Genital könne man aber nie einen Buben machen. Darum sei eine Geschlechtsanpassung zum Mädchen angesagt.

Als erstes "entnahmen" die Mediziner "einen Monat nach Geburt die Geschlechtsdrüse [...], die für die Hormonproduktion im Körper verantwortlich ist, weil es hiess, sie sei entartungsgefährdet". Ausser in Ausnahmefällen zwar nicht mit höherer Wahrscheinlichkeit als z.B. Prostata und Brüste bei normalen Männern und Frauen auch. Bloss kriegen das Eltern und Betroffene von Chirurgen nach gängiger Praxis nie gesagt.

das Verrückte war, dass uns die Ärzte lieb zuredeten, das seioperativ kein Problem, man könne da gut ein Mädchen daraus machen, undmit der entsprechenden Erziehung werde alles gut.

So schon mal halb weichgeklopft, sollen die Eltern als nächstes der Zwangszuweisung zustimmen. Doch für einmal kam es anders:

Kurz danach sagte man uns, bald folge der nächste Eingriff am Genital, um ein richtiges Mädchen aus dem Kind zu machen. Da begann ich Fragen zu stellen. Was heisst das? Gibt es vergleichbare Fälle?

Als ich herausfand, dass es nach der Operation des äusseren Genitals vielleicht nie Gefühle oder Lust empfinden kann, sagte ich, ja hallo, das geht zu weit. Wenn alles nur eine kosmetische Sache ist, kann ich nicht dahinter stehen. Dann soll mein Kind bleiben, wie es ist. Medizinisch ist das in unserem Fall absolut problemlos. Und später kann es selber entscheiden, ob es eine Geschlechtsanpassung machen lassen will oder nicht. [...] Hauptsache, sie fühlt sich wohl!


"CHIRURGISCHE HERAUSFORDERUNGEN"

Auch heute noch haben neugeborene Zwischengeschlechtliche meist weit weniger Glück, sprich werden nach wie vor möglichst rasch dem "gesamten Programm" unterzogen. Und wenn jemals, wie z.B. jetzt vor dem 2. Prozesstag in Köln, in der Öffentlichkeit die Kritik an Zwangsoperationen, Zwangskastrationen und Zwangszuweisungen an Zwischengeschlechtlichen etwas lauter wird, beeilen sich die Mediziner zu versichern, mittlerweile sei das "alles ganz anders", diese grausligen Praktiken längst Vergangenheit. Heute würden die Mediziner nämlich ausnahmsweise auch mal 5 gerade bzw. ein uneindeutiges Genital unoperiert stehen lassen.

Noch ist man von der Anerkennung eines «dritten Geschlechts» weitentfernt. Aber immerhin, sagt der Endokrinologe Primus Mullis, «wächstunter den Ärzten die Bereitschaft, ein unbestimmtes Geschlecht aucheinmal sein zu lassen, wenn es sich medizinisch vertreten lässt».Das Magazin 36/2007

Sprich gerade mal dann und nur dann, wenn ausserdem die Elten sich absolut quer und noch dazu auf den Kopf stellen. Und sonst nicht. Menschenrechte? Auch für solche? Wäre ja gelacht!

Kinderpsychiater Dieter Bürgin: «Ein intersexuelles Kind erschreckt uns, weil es unser Weltbild in Frage stellt. Darum besteht das Bedürfnis, möglichst bald eine klare Situation zu schaffen.» Komme hinzu, dass Kinderärzte entsprechende Operationen «als chirurgische Herausforderung sehen».

Eine "Herausforderung", der offensichtlich noch so mancher Mediziner nur zu allgern erliegt (sofern es sich nicht um sein eigenes Genital handelt, versteht sich). Immerhin, während Mediziner Schwöbel in der "Rundschau" noch fromm von der "Naturgewolltheit" der Zwangszuweisungen phantasierte, beginnt er mittlerweile verdächtig zurückhaltend zu formulieren -- auffallend eifrig drauf bedacht, den Schwarzen Peter sogleich weiterzureichen:

Marcus Schwöbel, Chefarzt der kinderchirurgischen Klinik Luzern, der bei rund 50 geschlechtszuweisenden Behandlungen beteiligt war, bestätigt dies. «Die Herausforderung ist aber nicht der chirurgische Akt an sich, sondern der Anspruch, für das Kind und seine Eltern den bestmöglichen Weg zu finden.» Es seien meist die Eltern, die dringend wünschten, das Kind einem Geschlecht zuzuordnen, er dränge niemals dazu.
Als ob Eltern generell befugt wären, ihren Kindern nach Belieben Körperteile ab- oder umschneiden zu lassen. "Hallo, Herr Doktor, ich hätte eigentlich lieber ein Kind ohne Arme und Stimmbänder!" -- "Kein Problem, erledigen wir sofort! Endlich mal wieder eine Herausforderung!"

Immerhin, den Pfusch an Christiane Völling finden auch Schweizer Mediziner krass:
Primus Mullis, Professor für Endokrinologie am Inselspital Bern begrüsst den Prozess in Köln: «Es ist eine Katastrophe, was diesem Menschen angetan wurde».
Hauptsache, nicht vor der eigenen Haustüre. Hauptsache, der Fall ist nur ein Einzelfall und es geht nicht ums Prinzip.



KLAR MENSCHENRECHTSWIDRIGE PRAKTIKEN


Dabei liegt die Menschrechtswidrigkeit der Zwangsoperationen klar auf der Hand und wird kaum zufällig von RechtsprofessorInnen und EthikerInnen seit Jahr und Tag immer wieder betont. Auch in der Schweiz. Die Zürcher Rechtsprofessorin Andrea Büchler, einmal mehr:
«Ein medizinischer Eingriff braucht die Zustimmung der betroffenen Person. In der Regel können die Eltern für ihr Kind zustimmen. Geschlechtszuweisende Operationen aber tangieren die höchstpersönlichen Rechte und dürfen nicht ohne Zustimmung des betroffenen Kindes vorgenommen werden – ausser es ist lebensnotwendig.»
Der Abschaffung dieser menschenrechtswidrigen Zwangsoperationen könnte nun Christiane Völlings Prozess endlich zum Durchbruch verhelfen. Besonders Chirurgen mit 50, 100, oder gar 200 oder noch mehr Zwangskastrationen und Zwangszuweisungen auf ihrem Gewissen dürften sich im Geist die Rechnung schon mal gemacht haben, was sie ihre gesammelten Sünden in Franken und Euro vor Gericht so etwa kosten könnten ...

«Sollte der Chirurg in Köln für den Eingriff, den er vor 30 Jahren durchführte, verurteilt werden, oder setzt sich die Auffassung von Rechtsprofessorin Büchler durch, müsste die Indikation zu geschlechtsanpassenden Eingriffen neu überdacht werden», sagt Schwöbel.

Nämlich, wie Schwöbel schon in der "Rundschau" verriet, dann müsste er sich in Zukunft zwei mal überlegen, ob eine solche Operation an einem Kind auch wirklich 30 Jahre lang "wasserdicht" sei. D.h. bis die Verjährungsfrist abgelaufen ist.

Auf gut Deutsch: Erst, wenn die Mediziner damit rechnen müssen, dafür gerichtlich belangt und verurteilt zu werden, werden sie keine Zwangsoperationen, Zwangskastrationen und Zwangszuweisungen mehr durchführen. Vorher nicht. Dass die Verstümmelten meist ein Leben lang an den Zwangseingriffen leiden, kümmert sie in der Regel offensichtlich nicht -- oder zumindest zu wenig. In diesem Zusammenhang weiter auffällig, dass bei Zwangsoperationen die im Medizinerbetrieb sonst üblichen Nachuntersuchungen inkl. Erfassung der Sterblichkeit 5, 10, 20 Jahre usw. nach dem Eingriff traditionell ausbleiben. Anders wäre die "eklatant hohe" Behandlungsunzufriedenheit der Zwangsoperierten schon längst publik geworden.

Aktuell gibt es ein einziges Land auf der ganzen Welt, in dem Zwangoperationen für Zwischengeschlechtliche endgültig der Vergangenheit angehören. In Kolumbien beschloss 1998 das oberste Gericht, Zwangszuweisungen seien strafrechtlich zu verfolgen, mit dem Ziel, "Eltern zu zwingen, die Interessen ihrer Kinder über ihre eigenen Ängste und Sorgen um sexuelle Ambiguität zu stellen" (zit. n. Milton Diamond, unveröff. Manuskr., Forum 30.1.08).

Umso wichtiger wäre es, dass der Kölner Richter standhaft bleibt und dem Drängen der Mediziner-Lobby hinter den Kulissen nicht nachgibt. Auch wenn zu befürchten ist, dass er vor den Implikationen einer Verurteilung zurückschreckt und deshalb die Menschenrechte aller Zwangsoperierten auch der Zukunft einmal mehr mit Füssen tritt. Und so aus letztlich finanziellen Gründen ein kolossales Unrecht weiterbestehen lässt, das allein in Deutschland täglich ein weiteres Opfer fordert.



2. INTERDISZIPLINÄRES FORUM: DRUCK ZEIGT WIRKUNG


Am 30. Januar 2008 fand am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf UKE in Hamburg das "2. Interdisziplinäre Forum zur Intersexualität" statt. Neben Frau Prof. Hertha Richter-Appelt, der Leiterin der einladenden Hamburger Forschergruppe Intersexualität, die sich klar und fortschrittlich für die Bedürfnisse von Betroffenen aussprach, schlugen auch Mediziner positive Töne an. Dr. Gernot Sinnecker betonte beispielsweise die Selbstbestimmung Zwischengeschlechtlicher, machte diese jedoch letztendlich von der Akzeptanz der Eltern abhängig. Die Tatsache, dass er bei seinen Ausführungen bevorzugterweise "sollte" statt "muss" verwendete, hinterliess einen - altbekannten - zwiespältigen Eindruck. RA Dr. Oliver Tolmein, der bereits Michel Reiter in seinem Kampf um einen optionalen 3. Geschlechtseintrag für Zwischengeschlechtliche unterstützt hatte, wies u.a. (wie auch schon die Moderatorin Konstanze Plett z.B. 2001) einmal mehr darauf hin, dass das Einwilligungsrecht der Eltern für Kastrationen nicht gegeben ist. Die fachlich versierte zwischengeschlechtliche Claudia Kreuzer zeigte eindrücklich auf, mit welchen gesundheitlichen Problemen Zwischengeschlechtliche aufgrundpsychischer Traumatisierung, Kastration und contrachromosalerHormonersatztherapie leben müssen. Prof. Dr. Milton Diamond, der die gängige Praxis der Zwangszuweisungen seit den 90er Jahren nachdrücklich kritisiert, war extra aus Hawaii angereist. Er plädierte für eine Umbenennung von DSD in"Diversities of Sex Development und schloss mit den Worten: "Nature loves variety but society hates it. Cherish diversity!"
--> Bericht mit Fotos



ZWISCHENGESCHLECHTLICHE EHRTEN MILTON DIAMOND


Bewegender Höhepunkt der des 2. Forums bildete die Auszeichnung Milton Diamonds durch den Verein Intersexuelle Menschen e.V. für sein Jahrzehnte langes Engagement zum Wohle Zwischengeschlechtlicher (siehe Eingangsbild).
--> mehr in Kürze auf http://zwischengeschlecht.info



WARUM CHRISTIANE VÖLLING ZUR TRANSSEXUELLEN GEMACHT WERDEN SOLL


Christiane Völling fordert nicht nur Gerechtigkeit für das an ihr begangene Unrecht, sondern will auch die ihr mittels Skalpell aufgezwungene männliche Rolle für immer ablegen und gemäss ihrem biologischen Geschlecht als Frau leben. Sie beantragte deshalb unabhängig von der Strafanzeige gegen ihren Operateur a) beim Amtsgericht Köln eine Personenstands- und Vornamensänderung und stellte b) beim MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung) einen Antrag für die chirurgische Wiederherstellung ihres Geburtsgeschlechts. Theoretisch in beiden Fällen eine Formsache.

Beide Anliegen stossen jedoch bei den zuständigen Behörden auf vehementen Widerstand: 18 Monate zieht sich die Personenstandsänderung beim Amtsgericht mittlerweile hin. Der Amtsrichter versucht Christiane Völling als Transsexuelle darzustellen, sie zu einer Personenstandsänderung nach dem Transsexuellengesetz zu drängen und den entsprechenden Begutachtungsprozess durchlaufen zu lassen.

Dieselbe Taktik verfolgt auch der MDK-Gutachter in Köln. Er versucht mit allen Mitteln, Christiane Völling Transsexualität unterzuschieben, trotz des klaren medizinischen Befundes AGS.

Dieses Vorgehen hat System: Mediziner schieben gerne eine ‚Identitätsstörung‘ vor, um Zwangsoperationen vertuschen zu können. Da Transsexualität medizinisch auch heute noch als ‚psychische Störung‘ gilt, schlägt diese Ausflucht zwei Fliegen mit einer Klappe.

Es geht – wie so oft – um Geld: Gelingt es dem MDK-Gutachter nicht, Christiane Völling eine ‚psychische Störung‘ unterzujubeln, müsste er eine Fehlbehandlung eingestehen. Dies ist aber nicht erwünscht, erst recht, da beim Landgericht Köln zur Zeit die Strafanzeige hängig ist.

Der MDK-Gutachter verlangt nun von Christiane Völling als Voraussetzung für die „Rekorrektur-OP“ die geänderte Personenstandsurkunde. Der Amtsrichter wiederum befindet, ohne vorherige Operation keine geänderte Personenstandsurkunde. Ein eingespielter medizinisch-bürokratischer Teufelskreis mit dem Ziel, ein Mediziner-Opfer abermals über den Tisch zu ziehen und mundtot zu machen. Nicht Gerechtigkeit soll das begangene Unrecht wieder gut machen, sondern neue Ungerechtigkeit das begangene Unrecht vertuschen!

--> mehr



NEUER ARTIKEL ÜBER CHRISTIANE UND DEN PROZESS ...


... in TERZ, der autonomen Stattzeitung für Politik und Kultur inDüsseldorf:
http://www.terz.org/texte/texte_0802/intersexualitaet.html

(Video)bericht ABTREIBUNGsgegner_innen und GEGENdemo

Dazu fällt mir übrigens auch was ein: 80% aller Abtreibungsgegner_innen sind Männer - und 100% von ihnen werden niemals schwanger sein.

"1000 Kreuze in die Spree"

Für das Video bitte hier Originalseite aufrufen.

Am 26. September 2009 zogen ca. 300 Abtreibungsgegner_innen, christliche Fundamentalist_innen und selbsternannte Lebensschützer schwarz gekleidet und weiße Kreuze tragend durch Berlin und forderten ein generelles Verbot von Abtreibungen.

Entsprechend bunt war der Protest von antifaschistischen, feministischen, queeren und zivilgesellschaftlichen Gruppen auf der Gegenkundgebung. Das Bündnis rief mit dem Motto „1000 Kreuze in die Spree“ dazu auf, dem Schweigemarsch der Abtreibungsgegner_innen laut und mit vielfältigen Aktionen entgegenzutreten.

Die Interviews zeigen die gegensätzlichen Positionen beider Seiten. Während den fundamentalen Abtreibungsgegner_innen das „Leben der Kinder“ als wesentliches Anliegen gilt, beziehen sich die Gegendemonstrant_innen auf elementare Selbstbestimmungsrechte einer freien Sexualität und Lebensplanung.

In der Argumentation gehen die Weltbilder diametral auseinander. Jürgen Rüttgers schickt sentimentale Grußworte an den Schweigemarsch-Fanclub und bringt mit seinem völkisch-nationalistischen Schlagwort „Kinder statt Inder“ (CDU-Wahlkampf 2000) die Verwirrung der Lebensschützer auf den Punkt: Wenn dem eigenen Land die Kinder ausgehen, sehen nationalistische Christen einen Binnenmarkt für Deutschland abhanden kommen. Aus dem Schutz des ungeborenen Lebens wird ein Schutzwall für die demographische Entwicklung eines Lands und seiner Rentenversicherung.

Auf der anderen Seite steht zur Diskussion, ob allen geborenen Kindern überhaupt ein würdiges Leben ermöglicht wird, solange jedes 6. Kind in der BRD von sogenannter „Kinderarmut“ betroffen ist. (Quelle: UNICEF-Studie von 2005) Da hilft Schweigen eher wenig!

Die soziale Dimension von Sexualität und Lebensplanungswirklichkeit, auch jenseits der Vater-Mutter-Kind-Matrix, spielt bei den Gruppen des Gegenprotests eine entscheidende Rolle. Denn die Fremdbestimmung des Körpers durch Kirche oder Staat (Reproduktionszwang, Geburtenkontrolle, Geschlechtsanpassung), die mit der Erschwerung und Kriminalisierung von Abtreibungen durch den §218 ohnehin deutlich genug zum Ausdruck kommt, ist für die meisten Menschen nicht hinnehmbar.

“Hätt Maria abgetrieben, wär uns das erspart geblieben!“ rufen Teilnehmer_innen der Gegendemonstration dem zu 75% aus Männern bestehenden Schweigemarsch zu. Denn der Kampf gegen den §218 gilt auch der herrschaftsstabilisierenden Funktion des Reproduktionszwangs in einer von Kirche und Staat legitimierten patriarchalen Gesellschaftsordnung.

die HERREN der Welt essen FLEISCH... und töten auch persönlich

Rezensions-Ausschnitt (The Feminist Tradition in Animals Ethics)

Die Herren der Welt essen Fleisch …

Und damit kommen wir zur Verbindungsstelle mit den nichtmenschlichen Tieren: In der herrschenden Hierarchie gilt der weiße, nichtbehinderte, heterosexuelle, wirtschaftlich erfolgreiche Mann als das angesehenste, wertvollste Lebewesen. Eine kluge amerikanische Feministin hat dazu bemerkt, dass dann wohl die weiße Frau und der nichtweiße Mann um die zweite Stufe auf der Leiter kämpfen müssen – so wie wir es jetzt in den USA bei den demokratischen AnwärterInnen um die Präsidentschaftskandidatur beobachten können. Die Tiere stehen auf der untersten Ebene der Hierarchie und sind jeder Willkür, Mord und Totschlag ausgeliefert.

Ihre Herrschaft über die Welt und die Lebewesen zeigen viele Männer auch in ihren konkreten Taten im Alltag: in der Gewalt in der Familie, beim Fleischessen und in der Jagd. Das Essen von Fleisch, gern auch in großen Mengen, wird gesellschaftlich als Zeichen von Männlichkeit und Kraft betrachtet, jede Fleischreklame spielt auf die männlichkeitsfördernde, potenzsteigernde Wirkung des Fleischverzehrs an.

… und töten auch persönlich

Bei der Jagd, die zu mehr als 90 % von Männern ausgeübt wird, ist die patriarchalische Freude an der Gewalt, am Drohen und Töten ganz offensichtlich.

Diese Gewalt wird in verschiedener Form gegen verschiedene Lebewesen gerichtet, hängt aber meistens zusammen. So zeigt Carol Adams, wie brutale Ehemänner ihre Frauen und Kinder auch erpressen, indem sie die Tiere in der Familie bedrohen oder misshandeln.

Sogar die Argumente, warum man Frauen und Tiere an ihrem untergeordneten Platz halten soll, klingen sehr ähnlich und haben sich in den letzten 300 Jahren auch nicht grundlegend verändert. Dies zeigt Catharine A. MacKinnon in ihrem Artikel „Of Mice and Men: A Fragment on Animal Rights“.

In „The Feminist Care Tradition in Animal Ethics“ sind im ersten Teil die großartigen „klassischen“ Aufsätze aus den 80er und frühen 90er Jahren von Carol J. Adams, Josephine Donovan, Marti Kheel, Brian Luke und anderen AutorInnen noch einmal zusammengestellt, und der zweite Teil besteht aus neueren Beiträgen, die über die Erfahrungen der letzten Jahre berichten und die Gedankengänge weiterführen, wie z. B. Grace Clement in „The Ethic of Care and the Problem of Wild Animals“. Dieses geschickte editorische Konzept ergibt ein hochinteressantes Buch, auch das nette, selbstironische Bild am Umschlag trägt dazu bei, dass man es gern in die Hand nimmt.

Kommen wir nun aber zum Grundgedanken zurück: Was bringen uns das alles in der täglichen politischen Arbeit? Mehr als man meinen möchte, weil es uns davon abhält, in denselben ausgetretenen Bahnen weiterzudenken, in denen sich die Tierausbeutung überhaupt erst entwickeln konnte. Die Trennung von Kultur und Natur, von Rationalität und Gefühl führt unter anderem dazu, dass die angeblich naturnahen und darum irrationalen Lebewesen weniger wert sind und ausgebeutet werden dürfen. Frauen gelten übrigens auch als naturnah, weil sie bekanntlich dauernd gebären, stillen und total instinktgesteuert agieren.

Mit dieser Ablehnung eines „Diktats der Rationalität“ ist allerdings nicht gemeint, dass man unlogisch und sprunghaft herumhampeln soll, sondern dass es gilt, die Fiktion zu überwinden, dass die angeblich rein sachlichen „Experten“-Entscheidungen frei von Gefühlen und Interessen getroffen werden und dass wir unsere Parteinahme für gequälte und ausgebeutete Lebewesen sorgsam vom Verdacht auf Gefühl und Mitgefühl rein halten müssen, damit sie nicht etwa unseriös wirkt.

Interessant ist auch der Gedanke, dass der Begriff Tierrecht eher als Arbeitstitel und im Unterschied zu Tierschutz nützlich ist und nicht als der Weisheit letzter Schluss gelten kann. Im ökofeministischen Denken stehen die Gemeinschaft und die Beziehungen im Vordergrund und nicht individuelle Rechte. Als bürgerliche Vorstellung aus dem 19. Jahrhundert nutzen sie einem einzelnen Lebewesen erst dann, wenn es finanziell und politisch in der Lage ist, sie durchzusetzen.

(Komplette Rezension, hier klicken.)

ökoFEMINISMUS & TierBEFREIUNG?

Interview-Ausschnitt

Frage: Barbara [Noske], in deinem Buch [Die Entfremdung der Lebewesen,
Die Ausbeutung im tierindustriellen Komplex und die gesellschaftliche Konstruktion von Speziesgrenzen] veranschaulichst du sehr gut die Verbindungen, die es zwischen der männlichen Dominanz Frauen gegenüber und speziesistischer Unterdrückung gibt. Dennoch ist die Verbindung von Tierbefreiung und Feminismus für viele Feministinnen scheinbar nicht denkbar. Woher kommt das deiner Meinung nach?
Barbara: Dazu gibt es zwei Dinge zu sagen: Das erste ist, dass Frauen seit der Antike mit der Natur/Tieren gleichgesetzt werden, und Männern mit der Kultur. Im westlichen Denken wird Natur als etwas Niedereres wahrgenommen als Kultur, und so haben Feministinnen, wie etwa Simone de Beauvoir sich völlig verdreht um Frauen in der Philosophie von der Natur/Tieren abzugrenzen. Sie argumentieren, dass Frauen genauso menschlich und kulturell sind wie Männer – was ja auch völlig richtig ist. Mit anderen Worten, die Frau-Tier-Gleichsetzung ist höchst politisch aufgeladen.
Eine Anmerkung der australischen Ökofeministin Val Plumwood dazu: „Es gibt eine Verbindung zwischen der Unterdrückung von Frauen und der Beherrschung der Natur. Beide werden als „das Andere“ behandelt, beide werden in den Hintergrund gedrängt. Doch nur weil diese beiden Mechanismen verbunden sind, heißt das noch lange noch, dass die Tierbefreiungsbewegung und Feminismus Hand in Hand gehen.“ Zusammenhängendes Leid führt nicht automatisch zur Solidarität.
Die zweite Sache, die mir aufgefallen ist, ist der Mangel an geschlechtersensiblen Zugängen der feministischen Bewegung in ihrer Betrachtung von Tieren. (Carol J. Adams ist dabei eine Ausnahme.) Die meisten Feministinnen vergessen, dass es auch unter Tieren zwei Geschlechter gibt ... Der Ökofeminismus hat meiner Meinung das Potential hier einen Weg zu finden.

(komplettes Interview mit der Tierbefreiung, hier klicken)

[Anm. der Bloginhaberin: Autorin ist Reiterin.]

"FLEISCH fressen FLEISCH ficken." Feminismus & Tierbefreiung

Susanna Harringer
„Und wieso, bitte, ist Fleischessen männlich?“
Über das Verbindende von Feminismus und Tierrecht
Aus: Tierbefreiung. Das aktuelle Tierrechtsmagazin, Hamburg, Juni 2005

Als pdf-Datei hier klicken.

Die Tierrechtsbewegung im deutschsprachigen Raum ist noch nicht alt, und es kommen darin
Menschen aus unterschiedlichen Richtungen und verschiedener persönlicher Motivation zusammen. In dieser Phase reger inhaltlicher und strategischer Diskussionen sollte meiner Meinung nach der feministische Zugang zum Tierrecht nicht zu kurz kommen. Dazu kann es nicht schaden, auf ein paar häufig gestellte Fragen noch einmal einzugehen.

Im Feminismus geht es um die Gleichberechtigung der Frauen?
Ja, es geht um Unterdrückungsverhältnisse, Gewalt und Hierarchien in der Gesellschaft. Aber
nicht nur, was die Geschlechterverhältnisse betrifft, sondern im gesamten Zusammenhang von
Arbeit und Leben der Menschen. Nur mit einer fünfzigprozentigen Teilnahme der Frauen an allem wäre es nicht getan, denn unsere Gesellschaft ist nach kapitalistischen Gesichtspunkten organisiert, und es geht doch darum, Ausbeutung und Gewalt insgesamt abzuschaffen und nicht
gleichmäßig aufzuteilen. Genauso wenig bringt es, wenn Frauen an gewaltbereiten, hierarchischen Organisationen wie dem Militär teilnehmen, es sollte lieber gar kein Mensch daran teilnehmen.

Dabei können doch nur die Frauen gewinnen?
Nicht unbedingt, auch das Rollenklischee, das Männern zugeordnet wird, ist keine reine Freude.
Den ganzen Tag und das ganze Leben Leistung und Überblick produzieren zu müssen und auf
keinen Fall müde, erfolglos, schwach oder gefühlvoll sein zu dürfen, ist auch nicht beneidenswert.
Es wäre gesamtgesellschaftlich ein großer Fortschritt, wenn weder Männer noch Frauen autofahren wie die Henker; in Wald und Feld, aber auch in Haus und Garten niemanden erschießen; nicht ihre Machtstellung unter den Lebewesen demonstrieren, indem sie andere aufessen; und keinem Lebewesen Gewalt in physischer oder psychischer Form antun.

Aha, aber an allem sind die Männer schuld?
„Die Männer“ gibt es genauso wenig wie „die Frauen“. Sogar biologisch sind die Unterschiede
innerhalb einer Gruppe von Frauen und einer Gruppe von Männern größer als zwischen den beiden Gruppen. Es kommt vielmehr darauf an, ob jemand die herkömmlichen Machtverhältnisse unterstützt und für sich ausnutzt oder nicht.

Heutzutage sind die Frauen ohnehin emanzipiert, die Bewegung hat ihr Ablaufdatum überschritten.
Schön wär’s. In jeder gesellschaftlichen Gruppierung und Schicht sind nach wie vor die Lebenschancen für Frauen schlechter als für Männer verteilt. Bei gebildeten einheimischen Mittelschichtfrauen äußert sich das natürlich nicht so schlimm wie bei Migrantinnen oder behinderten Frauen, aber statistisch – jaja, wir wissen schon, jeder kennt eine Ausnahme! – sind Frauen im Gegensatz zu Männern deutlich schlechter gestellt. Sie arbeiten bei gleicher Ausbildung meist in schlechteren Positionen, verdienen deutlich weniger, sind viel öfter von Gewalt betroffen und geraten wesentlich öfter – vor allem wenn sie alleinerziehend oder alt sind – in echte Armut.

Aber die Frauen denken doch, sie haben immer Recht?
Nein, das denken die Frauen nicht, auch nicht die engagiertesten. Obwohl es natürlich eine lustige Vorstellung ist: Die Frau steht in der Früh auf, hat ja so Recht, duscht und trinkt Kaffee mit Sojamilch, hat dabei Recht. Dann fährt sie mit dem Rad ins Büro – wahrscheinlich ist sie Richterin, weil sie immer so Recht hat - und winkt fröhlich dem Briefträger, weil sie ja ... eh schon wissen. Unterwegs kauft sie noch Brot und Äpfel und hat dabei dauernd Recht ... den ganzen Tag und immer fort. Wahrscheinlich hat der Urheber dieser merkwürdigen Vorstellung in den falschen Hals bekommen, dass Frauen nicht automatisch unrecht haben und genauso ernst genommen werden wollen wie alle anderen.

Es gibt Frauen, die schreckliche Dinge tun, das sagt uns doch etwas.
Ja, das sagt uns etwas, und zwar, dass Frauen – aufgrund ihrer Erziehung und ihrer gesellschaftlichen Rolle und nicht irgendwelcher geheimnisvoller genetischer Merkmale – viel seltener Gewaltverbrechen begehen als Männer. Die wenigen Ausnahmen fallen umso mehr auf.

Wozu müssen sich die Frauen manchmal getrennt organisieren?
Viele Männer mögen es nicht, dass Frauen sich ohne sie politisch betätigen. Manche meinen es
wohl ernst, wenn sie sagen, dass „man lieber gemeinsam etwas gegen die Diskriminierung unternehmen sollte“. Andere sagen das als vornehme Formulierung für: „Jetzt beruhigt euch schleunigst, wir sagen euch schon, wenn wir bereit sind (wenn Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen, nirgendwo etwas im Fernsehen läuft, die Hölle zufriert), und bis dahin nervt nicht mit eurem Frauenkram“.
Frauen haben – trotz aller Verschiedenheiten – viel gemeinsam, sie werden anders und in
wichtigen Bereichen schlechter behandelt als Männer. Um diese Diskriminierung zu bekämpfen,
müssen wir uns unsere Gemeinsamkeiten bewusst machen und genau anschauen, wie die Diskriminierung sich in verschiedenen Fällen äußert und wie sie funktioniert.
Die Unterteilung nach Geschlechtern ist uralt und sicher nicht die Idee der Frauen. Weder
ich noch meine Mutter noch meine Groß- oder Urgroßmütter haben dafür gestimmt, dass Frauen als ein bisschen schlicht gelten, weniger verdienen, einen Großteil der Hausarbeit erledigen und dafür sexuell belästigt werden sollen. Und dass jeder Trottel laut Kommentare über unser Aussehen abgeben darf.
Zuwenig an das Gemeinsame zu denken, ist nicht das Problem der Frauen. Sie kommen sich
viel eher egoistisch und unsolidarisch vor, wenn sie durchaus berechtigte Forderungen für sich
entwickeln.

Aber männerfeindlich sind sie schon, diese Feministinnen!
Rund 95 % aller Frauen sind heterosexuell, und etwas mehr als die Hälfte aller Kinder, die auf
die Welt kommen, sind Buben. Also was soll’s?

Und warum wollen die Frauen dann manchmal eigene Schlafräume oder lehnen es ab,
mit einem Mann allein zu sein?
Ja, das fühlt sich wirklich unangenehm an, wie ein potentieller Belästiger oder Vergewaltiger behandelt zu werden. Und höchstwahrscheinlich irren sich diese Frauen auch, wenn sie so vorsichtig sind. Aber sie haben sich auch schon früher geirrt, als sie ihren Verwandten, Bekannten oder Kollegen getraut und die sich an ihnen vergangen haben, sie vergewaltigt und missbraucht haben. Beschwerden sollten also an die männlichen Sexattentäter gerichtet werden und nicht an ihre Opfer.

Und warum sind die Feministinnen so bissig?
Beim Klischee von der bösartigen Feministin scheint es sich um einen moderner Mythos zu handeln, so etwas wie die Spinne in der Yucca-Palme. Die Feministinnen im wirklichen Leben sind mehrheitlich engagierte, überarbeitete, besorgte Frauen, die sicher keine Zeit mit sinnlosem Gezänk vergeuden.
Aber immerhin, es stimmt schon, dass kleine, zarte Menschen mit heller Stimme sich aufführen
müssen wie Rumpelstilz, um dieselbe Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen wie Schränke mit tiefer
Stimme. Aber was mehr ins Gewicht fällt: Seit Jahrhunderten erwartet man von Frauen, dass sie sich höflicher, leiser und verbindlicher benehmen, und es fällt unangenehm auf, wenn sie genauso laut oder grantig werden wie Männer. Frauen können auch nicht mit demselben Mitleid rechnen wie betrunkene oder wütende Männer, die Streit anfangen oder herumnerven oder „halt so sind“. Frauen sollten lieber mitdenken, was sie auslösen: Dass sie womöglich wilde Lüste wecken, wenn sie „falsch“ angezogen sind, und dass sie einem Mann ganz, ganz vorsichtig mitteilen müssen, dass sie ihrer eigenen Wege gehen wollen. Sonst dürfen sie nicht jammern, wenn sie überfallen und ermordet werden. Frauen sind leicht „selber schuld“.

Und wieso, bitte, ist Fleischessen männlich?
Fleisch gilt seit altersher als besonders wertvolle Nahrung, die Energie des getöteten Tieres verleiht dem Esser gewissermaßen Energie und Vitalität. Es zeigt, dass es in seiner Macht steht, sich andere Lebewesen einzuverleiben. Dementsprechend ist Fleischessen Männersache, es verleiht Männern auch heute noch Vitalität und bestätigt ihre Rolle als führende Lebewesen. Nie sieht man irgendein Urbild der Männlichkeit, wie James Bond oder John Wayne, Nußnudeln oder ein Marmeladenbrötchen essen, das ist nicht männlich.
Dazu zwei Beispiele: Ein junger Mann liegt erschöpft und missmutig nach seinem langen Arbeitstag in der Badewanne. Erst als seine Frau ihm sagt, dass es zum Abendessen Wurst und
Schinken gibt, wird er munter, springt auf und läuft, nur mit Schaum am Körper, an den Esstisch. Dort beginnt er, unter den erstaunten Blicken eines älteren Paares, mit den Händen die verheißenen Fleischprodukte zu konsumieren. Andere Szene: Älterer gutsituierter Herr sitzt trübsinnig in seinem Fauteuil. Als seine Frau ihm sagt, dass es Schnitzel gibt, springt er vor Freude in die Luft, und beim Essen schaut sie ihm glücklich zu, wie glücklich und vital er wieder ist. Also macht Fleisch müde Männer munter, und Frauen können ihren Männern damit Vitalität verleihen. Und wie der Zufall es will, stehen die Frauen wie im schönsten Rollenklischee auch persönlich in der Küche. Diese vielsagenden Kurzdramen sind im Auftrag der AMA, der österreichischen Fleischwerbung, wochenlang im Fernsehen gelaufen. In Deutschland lassen sich sicher genug ähnliche Beispiele finden.
Wenn also Fleischessen die traditionelle chauvinistische Wertvorstellung unterstützt, dann kann
Vegetarismus ihre Ablehnung bedeuten und einen Widerstand gegen das Patriarchat verkörpern.

Ja, und Fleischessen und Pornographie?
Der fleißigen AMA-Fleischwerbung ist es mit einer anderen Kampagne recht gut gelungen, den
Zusammenhang zwischen Pornographie und Fleischkonsum zu zeigen: Auf einem Plakat hält
eine junge Frau einen panierten Geflügelschenkel in der Hand und verkündet, dass sie auf schöne Schenkel steht. Zugleich starrt sie auf die behaarten Schenkel eines jungen Mannes in knappen Shorts, der neben ihr sitzt. Auch wenn in einer Art Pseudoemanzipation eine Frau die Konsumentin mimt, sind die Elemente wie die traditionellen: Körper werden konsumiert, entweder sexuell oder buchstäblich, es geht nicht um das gesamte Lebewesen, sondern um einzelne Körperteile, es findet kein im entferntesten gleichberechtigter Akt statt, sondern ein einseitiger Konsum, der für das Huhn tödlich, für Menschen abwertend ist.

Aber humorlos sind sie schon, die Feministinnen, wenn sie über deftige Witze und Sexhefte
die Nase rümpfen?
Es kommt halt darauf an, was man lustig findet. In unserer Kultur ist es zutiefst verwurzelt, dass
man Frauenkörper ungeniert anstarren kann, bekleidete und nackte. Darum fällt es auf den ersten Blick gar nicht auf, dass dieses Verhalten zu Kummer und Leid, Verletzten und Toten führt. Wenn gestarrt werden darf, ist auch klar, wer diejenigen sind, die schauen und gustieren und bewerten, und wer angeschaut, bewertet und bedrängt wird. Es führt notwendigerweise dazu, dass die einen denken: „Das meint sie sicher nicht ernst, wenn sie nein sagt!“ und „Ich lass mich doch nicht immer abweisen!“ und „Ich bin ihr wohl nicht gut genug!“, und die anderen auf der Straße angeblödelt werden, sich dauernd in Acht nehmen müssen und trotzdem oft überfallen werden.
Gerade in der Tierrechtsbewegung geht es doch darum, dass man sich nicht aussuchen darf,
welche Lebewesen man respektiert und gut behandelt und welche man ruhig ein bisschen missachten kann. Es kommt auch der politischen Glaubwürdigkeit sehr zugute, wenn man sich an seine eigenen Vorgaben hält.

Was ist denn so schlimm an nackten Anti-Pelz-Models?
Bei dieser Kampagne ging es darum, mit dem bewährten Werbemittel schöne junge nackte Frauen möglichst viele Menschen zu erreichen und gegen das Pelztragen einzunehmen. Die feministische Kritik an dieser Werbestrategie wurde anscheinend als ermüdend empfunden. Wieso eigentlich, wenn man sich’s recht überlegt? Feministinnen verstehen doch etwas vom Nicht-Pelzetragen.
Ich kenne keine einzige engagierte Frau, die eine Pelzjacke hat. Pelz vermittelt im Grunde
genommen ein merkwürdiges Frauenbild. Was soll es denn attraktiv daran sein, mit den Haaren
anderer Lebewesen Flauschigkeit vorzutäuschen? Würden wir das denn gut und anziehend
finden, wenn es vom Leiden zu trennen wäre? Ich bin viel eher dafür, in der Anti-Pelzreklame
alle Gedanken an „sexy“ zu vermeiden. Wir sollten generell kritisieren, wenn Menschen sich mit
fremden Haaren und fremden Federn schmücken. Es scheint mir überhaupt fraglich, ob man
Mitgefühl mit anderen Wesen mit einem so abgeschmackten Werbemittel verkaufen kann, zu
dem jede grindige Vorstadtbar und jeder Gebrauchtwagenhändler greift. Und dabei macht es
keinen Unterschied, wie ästhetisch die Bilder wirken und mit wie viel künstlerischem Geschick
und wie viel Weichzeichner gearbeitet wurde.

Aha, jetzt ist es heraußen, die Feministinnen wollen die Frauen hässlich machen!
Na ja, Schönheit hat bekanntlich ihren Preis, und der hohe gesellschaftliche Druck, attraktiv zu
sein, treibt viele Mädchen und Frauen geradewegs in die Selbstbeschädigung: immer mehr werden magersüchtig, viele lassen sich freiwillig operieren, weil sie mit ihren Körpern unzufrieden gemacht werden. Eine riesige Industrie ernährt sich davon, die Angst zu verbreiten, dass nur junge, fesche Menschen Liebe und Sex erwarten können. Und inzwischen auch einen Arbeitsplatz und ein geregeltes Einkommen.
Ja, tatsächlich, meinetwegen können die Leute bleiben, wie sie sind, groß oder klein, dick
oder dünn, hell oder dunkel, glatt oder runzlig.

Aber immer diese Opferrolle!
Natürlich bringt es nichts, den ganzen Tag eingeschüchtert dazusitzen und zu denken: Ich bin
ein Opfer, ich kann gar nicht anders. Aber das ist ja auch nicht der Punkt. Im herrschenden System, in der Arbeitswelt, in der Sozialversicherung sind strukturelle Schranken eingebaut, die früher oder später fast jede Frau kalt erwischen. Da wäre es doch günstig, bereit zu sein und sich
beraten zu lassen und nicht zu denken, das liegt nur an mir, ich bin eben unfähig, anderen Frauen passiert so was nicht.
Wenn wir gerade stark sind, können wir von unserer Stärke ja denen etwas abgeben, die es
brauchen, die vergewaltigt oder ausgerackert oder eingeschüchtert oder arm sind. Es klingt pathetisch, aber wir haben es anderen Frauen zu verdanken, wenn wir überhaupt studieren oder in die Bibliothek gehen oder demonstrieren können. Diese Frauen haben sich in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten dafür engagiert und für uns lächerlich gemacht und viele persönliche, oft sogar existenzbedrohliche Nachteile deswegen in Kauf genommen.

Frauen sind oft so sentimental!
No, schlecht? Die Rolle, die den Frauen seit Jahrhunderten zugeschrieben wird, als schwächere,
sanftere, gütigere Wesen, erlaubt ihnen auch, Gefühle zu zeigen. Das ist allerdings eine widersprüchliche Sache: einerseits konnten Frauen offen ihr Mitgefühl für leidende Lebewesen und ihre Ablehnung von Gewalt und Tod zeigen, andererseits gelten sie dadurch umso mehr als gefühlsgesteuerte Lebewesen, die eben zu dumm sind, Wirtschaftsrationalität und Fortschrittslogik zu begreifen. Ich persönlich finde, dass eine Rationalität, die Kriege, Imperialismus, Ausbeutung und Quälerei von Mensch und Tier rechtfertigt, wohl einen Fehler im Ansatz haben muss. Ihre „Sentimentalität“ hat auch dazu geführt, dass Frauen sich immer zahlreich im Tierschutz engagiert haben. Wir könnten auch von der vorhandenen Sympathie der Menschen für die Tiere ausgehen und verhindern, dass sie ihnen von der Fleisch-, Pelz- und Tierversuchsindustrie ausgeredet wird.

Die Feministinnen haben an allem etwas zu meckern!
Ja, nicht wahr, ist das nicht toll? Dieser grundsätzlichen Zweifel an der abendländischen Wertehierarchie, diese Abneigung, Lebewesen einzuteilen, macht doch sympathisch. In der traditionellen Hierarchie stehen die weißen Männer ganz oben, dann kommen – je nach Stand der Auseinandersetzungen – die weißen Frauen oder die nichtweißen Männer – und so weiter, und ganz unten vegetieren die nichtmenschlichen Tiere. Diese Hierarchie gilt nicht nur im Großen, sondern auch im Alltag. Oft schlagen oder töten Männer die Tiere im Haushalt, um ihre Frauen und Kinder einzuschüchtern.
Jahrhundertlang haben die Frauen sich abgestrampelt, in dieser Hierarchie hinaufzukommen
und zu zeigen, dass sie ebenso gut schreiben, rechnen und denken können wie die Männer.
Aber auch wenn jemand nicht gut rechnen kann, hat niemand die Berechtigung, ihn auszunutzen
und zu quälen. Das gilt auch für die Tiere: Egal ob sie sprechen können oder uns gefallen
oder nicht, sie haben ein Recht auf Unversehrtheit. Dieses Recht darf nicht vom Platz in der
Hierarchie abhängen.

Und wenn das alles so schlüssig ist, wo sind dann die vielen Frauen in der Tierrechtsbewegung?
Leider funktioniert das in Europa noch nicht so gut. Während in Nordamerika sehr viele Feministinnen sozusagen automatisch Vegetarierinnen sind, haben die Frauen bei uns oft Angst, durch zu viel Nähe zu den Tieren „heruntergezogen“ zu werden. Die vielen chauvinistischen und speziesistischen Vergleiche von Frauen und Tieren, von geiler Katze bis blöde Gans, und die Untermenschendiktion des Faschismus haben Nachwirkungen. Es wird auch von der Tierrechtsbewegung abhängen, wie viele Frauen sich für die Tiere engagieren werden.
Kann die Tierrechtsbewegung auf das mühsam gesammelte Wissen von Frauen über Ausbeutung, wie sie funktioniert, wie sie verteidigt und versteckt wird und wie man sich wehren kann, verzichten? Bisher wurden nichtmenschliche Tiere als die grundsätzlich Anderen ausgegrenzt und rechtlos gelassen. Ist es dann geschickt, wenn wir uns selbst als die ganz Anderen, die nichts mit „normaler Politik“ zu tun haben wollen, verstehen? Wenn wir nicht auf die unterschiedliche Einstellung der Menschen zu den Tieren und ihrer Ausbeutung eingehen, auch wenn sie noch nicht vegetarisch und vegan sind? Es ist doch ein großer Unterschied, ob wir mit einer Rentnerin reden, die mit zwei Katzen aus dem Tierheim lebt, oder mit einem Wurstfabrikanten, mit einem konservativen Theologen oder mit jungen Eltern, die sich um die Ernährung ihrer Kinder sorgen, mit einem frauenfeindlichen Jäger oder einer ökologisch bewussten Yogalehrerin.

[Anm. der Bloginhaberin: Selbstverständlich geht der Vegetarismus nicht weit genug, ich hoffe die Autorin ist mittlerweile auch bei Veganismus angelangt ;)]

Informationen zum Buch
Susanna Harringer
Manche Tiere sind gleicher
Konzepte von Tierschonung, Tierbefreiung, Tierrecht und Tierverteidigung und ihr politischer Anspruch
2. Auflage
170 Seiten, Euro 19,00/sfr 34,50
ISBN 3-900782-30-X
Im westlichen Denken wurden die nichtmenschlichen Lebewesen über die Jahrhunderte soweit
abgewertet, dass sie heute als seelenlose Industrieprodukte bedenkenlos „produziert”, „verbraucht”
und „entsorgt” werden. In dieser Arbeit wird der sinkende Stellenwert der Tiere von der
griechischen Antike bis zu den modernen Gesellschaftstheorien dargestellt, und die schädlichen
Folgen, die daraus sowohl Tieren wie Menschen erwachsen. In einer Analyse der historischen
Wurzeln der Tierrechtsbewegung - Vegetarismus und der Kampf gegen die Vivisektion – und ihrer
Theorien – von Peter Singer, Tom Regan und der Feministin Carol J. Adams – wird das tiefgreifende
kritische Potential gezeigt, das in einer Kritik anthropozentristischer, patriarchaler Hierarchien
und in den Diskursen der Tierrechtsbewegung liegt.

ÜBERGRIFFerwiesen - dennocheinFREISPRUCH

Übergriff erwiesen – dennoch ein Freispruch

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Mit einem Freispruch aus formalem Grund endete gestern der Prozess wegen sexueller Nötigung gegen einen 55 Jahre alten Ortsbrandmeister. Das Schöffengericht sieht zwar den von einer inzwischen 21 Jahre alten Feuerwehrfrau geschilderten sexuellen Übergriff des Feuerwehrbeamten als glaubhaft an, dass es dabei aber zu einer Gewaltanwendung im Sinne des entsprechenden Strafrechtsparagrafen gekommen sei, sei nicht mit letzter Sicherheit erwiesen. Dass der Angeklagte trotz der Abwehr durch die Frau die Hand nicht von ihr gelassen habe, sei noch nicht als Gewaltanwendung zu werten.


Lediglich eine Beleidigung mit sexuellem Hintergrund sei der tiefe Griff des 55-Jährigen in den vorderen Teil der Uniformhose des Opfers gewesen. Zur Ahndung dieses Delikts fehle es aber an den nötigen Voraussetzungen. Sexuelle Beleidigung ist ein Antragsdelikt, das die 21-Jährige innerhalb von drei Monaten hätte anzeigen müssen. Der Vorfall war aber erst später von einem männlichen Feuerwehrkameraden, dem sich die Frau anvertraute, der Polizei gemeldet worden.
Das Gericht machte deutlich, dass es dem Opfer ebenso glaube wie zwei weiteren weiblichen Feuerwehrleuten, die ähnliche, nicht angeklagte Übergriffe durch den Ortsbrandmeister geschildert hatten. Dem gegenüber kritisierte Richter Martin Rammert in der Urteilsbegründung das Aussageverhalten mehrerer als Entlastungszeugen benannter Feuerwehrleute, die „in keiner Weise zur Entlastung beigetragen“ hätten. Teils sei das Gericht überzeugt, dass diese „vorsätzlich die Unwahrheit gesagt“ haben. Die Staatsanwaltschaft hatte schon angekündigt, die Einleitung von Strafverfahren zu prüfen.

„Du weißt doch wie er ist“

Scharf kritisierte das Gericht auch das Verhalten des stellvertretenden Ortsbrandmeisters, der eingeräumt hatte, auf die Schilderung des Vorfalls durch das Opfer geäußert zu haben: „Du weißt doch wie er ist.“ Ersei aber „geradezu verpflichtet gewesen“, die Vorwürfe aufzuklären. „Hier kann von Hilfe für Menschen in Not nicht die Rede sein“, kritisierte Rammert die Führung der Ortswehr, die sich eigentlich der Nothilfe verpflichtet sieht.
Mit der außergewöhnlichen Kostenentscheidung, der Angeklagte müsse seine eigenen Auslagen für seine zwei Strafverteidiger selber tragen, sowie mit der ausführlichen Urteilsbegründung, so Rammert, wolle das Gericht „auch den Behörden verdeutlichen, dass dem Angeklagten trotz Freispruchs die charakterlichen Eigenschaften fehlen, als Ortsbrandmeister eine Feuerwehr zu führen.“ Das gelte auch für seinen Stellvertreter.

Von Jürgen Gückel

GEWALTgegenFRAUEN Zahlen & Fakten

Zahlen und Fakten zu Gewalt gegen Frauen weltweit

Jede dritte Frau wird in ihrem Leben einmal vergewaltigt, geschlagen, zum Sex gezwungen oder auf andere Weise misshandelt. Ein Überblick über die Gewalt an Frauen weltweit.
  • Jede dritte Frau wird gemäss der UNIFEM in ihrem Leben einmal vergewaltigt, geschlagen, zum Sex gezwungen oder auf andere Weise misshandelt.
  • Häusliche Gewalt ist gemäss einer vom Europarat zitierten Statistik die Hauptursache für den Tod oder die Gesundheitsschädigung bei Frauen zwischen 16 und 44 Jahren und rangiert damit noch vor Krebs oder Verkehrsunfällen
  • Gewalt in Ehe und Partnerschaft ist weltweit verbreitet. In der Schweiz gaben in einer repräsentativen Umfrage von 1997 ein Fünftel der Frauen zwischen 20 und 60 Jahren an, einmal im Leben Opfer von physischer oder sexueller Gewalt durch ihren Partner geworden zu sein.
  • Fast 70 Prozent der weiblichen Mordopfer weltweit werden von ihren männlichen Partnern ermordet. In Russland wurden 1999 14'000 Frauen von ihren Partnern oder Verwandten umgebracht.
  • Körperliche Gewalt wird fast immer auch von psychischer Gewalt begleitet. In einer Schweizer Untersuchung von 1997 gaben 40 Prozent der Frauen an, psychische Gewalt durch ihren Partner oder Ehemann erfahren zu haben.
  • Vergewaltigungen sind ein Verbrechen mit einer riesigen Dunkelziffer. In den USA werden jedes Jahr 700'000 Frauen vergewaltigt oder erleiden andere Formen sexueller Gewalt; 14.8 Prozent der vergewaltigten Frauen sind jünger als 17 Jahre alt. In Frankreich wurden 1999 zwischen 50'000 und 90'000 Frauen vergewaltigt; viele der Opfer haben die Vergewaltigung nicht angezeigt.
  • Sexuelle Übergriffe gegenüber Kindern sind weltweit erschreckend häufig. In einer Studie mit 1'200 16-17-Jährigen aus Genf gaben 20 Prozent der Mädchen an, mindestens einmal einen sexuellen Übergriff erlebt zu haben. In Peru ergab eine Studie mit 12-16-jährigen schwangeren Mädchen, dass 90 Prozent von ihnen durch eine Vergewaltigung schwanger wurden. In den meisten Fällen handelte es sich um Inzest.
  • Kulturell und religiös begründete Gewalt gegen Frauen ist noch immer erschreckend verbreitet: Weltweit leben heute schätzungsweise 130 Millionen Frauen, deren Genitalien verstümmelt worden sind. Jedes Jahr erleiden weitere 2 Millionen Frauen und Mädchen dieses Schicksal. In Indien werden schätzungsweise fast 15'000 Frauen jedes Jahr wegen der Mitgift umgebracht. Mehr als 60 Millionen Frauen «fehlen» auf der Welt als Folge von geschlechtsselektiven Abtreibungen und Mädchenmorden. Bei der letzten Volkszählung in China wurde festgestellt, dass das Geschlechterverhältnis zwischen neugeborenen Mädchen und Jungen bei 100:119 liegt. Die biologische Norm wäre 100:103. In Pakistan werden jedes Jahr mehr als 1'000 Frauen im Namen der Ehre ermordet. Auch in der Türkei werden jährlich schätzungsweise 200 Frauen und Mädchen von ihren Verwandten im Namen der Ehre umgebracht .
  • Frauenhandel ist ein weltweites Geschäft: Schätzungen sprechen von 4 Millionen Frauen und Mädchen, die weltweit jährlich zum Zweck der Heirat, der Prostitution oder der Sklaverei ver- und gekauft werden. Jedes Jahr werden ungefähr zwei Millionen Mädchen zwischen fünf und 15 Jahren zur Prostitution gezwungen. Vorsichtige Schätzungen für die Schweiz gehen von jährlich 1'500 bis 3'000 Frauen aus, die als Opfer von Menschenhändlern in unser Land gelangen. In Europa werden gemäss Schätzungen der Europäischen Kommission und der OSZE zwischen 120'000 bis 500'000 Frauen von Ost- und Mitteleuropa wie Waren nach Westeuropa verschoben.
  • AIDS/HIV: Mehr als die Hälfte der HIV-Neuansteckungen weltweit betreffen junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren, und mehr als 60 Prozent von ihnen sind Frauen.
  • Kriegsvergewaltigungen: In Ruanda wurden während des Völkermords von 1994 ungefähr eine halbe Million Frauen vergewaltigt. In Bosnien wurden 1992 während der ersten fünf Monate des Krieges 20'000 – 50000 Frauen vergewaltigt . Die gesundheitlichen Auswirkungen dieser sexuellen Gewalt sind riesig: Viele Frauen sind aufgrund der Vergewaltigungen gestorben, und eine unbekannte Zahl hat sich mit HIV/Aids angesteckt.
  • Mehrheitlich ein Tabu ist sexuelle Gewalt gegen Lesben: In den USA haben 2001 23 Prozent der jungen Lesben angegeben, dass ihre Mitschüler versucht haben, sie zu vergewaltigen. 50 Prozent wurden gemäss ihren Angaben sexuell belästigt.
(Quelle: hier klicken)

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der HINTERGRUND

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Für die sexuelle und antispeziesitische Revolution! Frauen, Kinder und nichtmenschliche Tiere sind keine Objekte, kein Besitz des (weißen) Mannes! Für eine vegane, egalitäre, pansexuelle Gesellschaft!