die HERREN der Welt essen FLEISCH... und töten auch persönlich

Rezensions-Ausschnitt (The Feminist Tradition in Animals Ethics)

Die Herren der Welt essen Fleisch …

Und damit kommen wir zur Verbindungsstelle mit den nichtmenschlichen Tieren: In der herrschenden Hierarchie gilt der weiße, nichtbehinderte, heterosexuelle, wirtschaftlich erfolgreiche Mann als das angesehenste, wertvollste Lebewesen. Eine kluge amerikanische Feministin hat dazu bemerkt, dass dann wohl die weiße Frau und der nichtweiße Mann um die zweite Stufe auf der Leiter kämpfen müssen – so wie wir es jetzt in den USA bei den demokratischen AnwärterInnen um die Präsidentschaftskandidatur beobachten können. Die Tiere stehen auf der untersten Ebene der Hierarchie und sind jeder Willkür, Mord und Totschlag ausgeliefert.

Ihre Herrschaft über die Welt und die Lebewesen zeigen viele Männer auch in ihren konkreten Taten im Alltag: in der Gewalt in der Familie, beim Fleischessen und in der Jagd. Das Essen von Fleisch, gern auch in großen Mengen, wird gesellschaftlich als Zeichen von Männlichkeit und Kraft betrachtet, jede Fleischreklame spielt auf die männlichkeitsfördernde, potenzsteigernde Wirkung des Fleischverzehrs an.

… und töten auch persönlich

Bei der Jagd, die zu mehr als 90 % von Männern ausgeübt wird, ist die patriarchalische Freude an der Gewalt, am Drohen und Töten ganz offensichtlich.

Diese Gewalt wird in verschiedener Form gegen verschiedene Lebewesen gerichtet, hängt aber meistens zusammen. So zeigt Carol Adams, wie brutale Ehemänner ihre Frauen und Kinder auch erpressen, indem sie die Tiere in der Familie bedrohen oder misshandeln.

Sogar die Argumente, warum man Frauen und Tiere an ihrem untergeordneten Platz halten soll, klingen sehr ähnlich und haben sich in den letzten 300 Jahren auch nicht grundlegend verändert. Dies zeigt Catharine A. MacKinnon in ihrem Artikel „Of Mice and Men: A Fragment on Animal Rights“.

In „The Feminist Care Tradition in Animal Ethics“ sind im ersten Teil die großartigen „klassischen“ Aufsätze aus den 80er und frühen 90er Jahren von Carol J. Adams, Josephine Donovan, Marti Kheel, Brian Luke und anderen AutorInnen noch einmal zusammengestellt, und der zweite Teil besteht aus neueren Beiträgen, die über die Erfahrungen der letzten Jahre berichten und die Gedankengänge weiterführen, wie z. B. Grace Clement in „The Ethic of Care and the Problem of Wild Animals“. Dieses geschickte editorische Konzept ergibt ein hochinteressantes Buch, auch das nette, selbstironische Bild am Umschlag trägt dazu bei, dass man es gern in die Hand nimmt.

Kommen wir nun aber zum Grundgedanken zurück: Was bringen uns das alles in der täglichen politischen Arbeit? Mehr als man meinen möchte, weil es uns davon abhält, in denselben ausgetretenen Bahnen weiterzudenken, in denen sich die Tierausbeutung überhaupt erst entwickeln konnte. Die Trennung von Kultur und Natur, von Rationalität und Gefühl führt unter anderem dazu, dass die angeblich naturnahen und darum irrationalen Lebewesen weniger wert sind und ausgebeutet werden dürfen. Frauen gelten übrigens auch als naturnah, weil sie bekanntlich dauernd gebären, stillen und total instinktgesteuert agieren.

Mit dieser Ablehnung eines „Diktats der Rationalität“ ist allerdings nicht gemeint, dass man unlogisch und sprunghaft herumhampeln soll, sondern dass es gilt, die Fiktion zu überwinden, dass die angeblich rein sachlichen „Experten“-Entscheidungen frei von Gefühlen und Interessen getroffen werden und dass wir unsere Parteinahme für gequälte und ausgebeutete Lebewesen sorgsam vom Verdacht auf Gefühl und Mitgefühl rein halten müssen, damit sie nicht etwa unseriös wirkt.

Interessant ist auch der Gedanke, dass der Begriff Tierrecht eher als Arbeitstitel und im Unterschied zu Tierschutz nützlich ist und nicht als der Weisheit letzter Schluss gelten kann. Im ökofeministischen Denken stehen die Gemeinschaft und die Beziehungen im Vordergrund und nicht individuelle Rechte. Als bürgerliche Vorstellung aus dem 19. Jahrhundert nutzen sie einem einzelnen Lebewesen erst dann, wenn es finanziell und politisch in der Lage ist, sie durchzusetzen.

(Komplette Rezension, hier klicken.)

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Für die sexuelle und antispeziesitische Revolution! Frauen, Kinder und nichtmenschliche Tiere sind keine Objekte, kein Besitz des (weißen) Mannes! Für eine vegane, egalitäre, pansexuelle Gesellschaft!